Die Stresslüge, die wir uns viel zu oft erzählen und was dahinter steckt:
Viele Menschen sind davon überzeugt, es müssten sich nur die Umstände ändern und dann hätten sie weniger Stress. «Wenn ich einen anderen Job/Chef hätte, dann hätte ich keinen Stress.» «Wenn ich mehr Geld verdienen würde, dann würde es mir gut gehen!», «Wenn sich mein Mann ändern würde, dann könnten wir eine harmonische Beziehung führen.», «Ich habe Stress, weil ….» So könnte man dies noch lange mit weiteren Beispielen fortführen.
Kennst du solche Sätze und Gedanken von dir?
Doch diese Annahme ist ein Trugschluss! Zwar kann es durchaus Sinn machen, die äusseren Gegebenheiten zu verändern, sofern dies möglich ist, aber ist dies nur ein kleiner Anteil, der unseren Stress ausmacht.
Denn tatsächlich machen die Umstände, die Einfluss auf unseren Stress haben nämlich gerade nur mal 10% aus!
Das lässt sich unter anderem auch bei Personen mit einem Lottogewinn beobachten: Die ersten Monate sind sie in einem Hochgefühl und Stress und Sorgen rücken vorübergehend in die Ferne, endlich können sie glücklich sein. Doch dann fühlen sie sich wieder gestresst von all den Problemen, die mit dem Geld auf sie zugekommen sind und die Alltagsthemen holen sie schnell wieder ein. Ängste und weitere unangenehme Gefühle kommen hoch und viele verlieren ihr Geld ganz schnell wieder und stehen wieder dort, wo sie vorher waren.
Vielleicht kennst du auch Leute, die sich mit einer neuen Partnerschaft bessere Umstände erhoffen und immer und immer wieder mit den gleichen oder ähnlichen Themen konfrontiert werden. Es sind eben nicht (nur) die äusseren Umstände, die uns mehr oder weniger anfällig auf Stress machen, denn die Ursache für unseren Stress befindet sich mehr in uns selbst als im Aussen. Es ist eben vorwiegend auch unsere innere Einstellung (und unsere Glaubenssätze), auf die es massgeblich ankommt und die unseren Stress verursachen.
So formulierte der US-amerikanische Psychologe und Hirnforscher Richard Davidson sinngemäss:
Wir sind gar nicht so sehr Opfer unserer Umstände, als vielmehr Opfer unserer inneren Einstellung!
Es gilt also die innere Einstellung und Haltung zu verändern, da hier die grösste Hebelwirkung liegt.
Unsere Gene machen zwar ebenfalls einen erheblichen Anteil aus, wie man der Grafik oben entnehmen kann, aber Forschungen aus der Epigenetik zeigen auch, dass sich Gene verändern können, resp. diese an oder abgeschaltet werden können (ganz vereinfacht ausgedrückt).
Wenn wir also unsere Einstellung zum Stress/zur Herausforderung verändern, dann hat dies wiederum auch einen Einfluss auf unsere Gene, denn diese sind nicht so fix und unveränderlich, wie dies lange angenommen wurde.
Sich stärker und mächtiger fühlen durch eine neue Einstellung:
Ich sehe dies immer wieder bei meinen Klienten, die mit einem Thema zu mir kommen: Da ist erst mal der Trigger, auf den man reagiert. Wenn ich mit den Menschen aber in den Prozess gehe und Ängste, Blockaden sowie hinderliche Glaubenssätze auflöse oder abschwäche, dann erscheint das Problem auf einmal gar nicht mehr so gross und mächtig. Der Umstand selbst hat sich dabei gar nicht unbedingt verändert, jedoch haben die Klienten durch die Veränderung der Emotionen, eine neue Einstellung und Sichtweise darauf gewonnen. Sie verlassen die Opferrolle, in der sie sich scheinbar den Umständen ausgeliefert fühlen und kommen mehr und mehr in ihre Kraft und übernehmen ganz bewusst Verantwortung für sich und ihr Wohlergehen.
Es geht mir in diesem Beitrag also nicht darum, dass wir nicht unsere Umstände ändern sollen, sondern dir lieber Leser, die Bedeutung und Wichtigkeit der inneren Einstellung ins Bewusstsein zu bringen und dass da die eigentliche Hebelkraft liegt, wo man die grössten Veränderungen herbeiführen kann.